Über 80 Jahre erfolgreichter Brieftaubensport

Die erfolgreiche Geschichte der Familie Koopman im Taubensport.

Über 80 Jahre erfolgreicher Brieftaubensport!

Alles begann mit „John“ Koopman, nie gehört? Natürlich ist hier Cornelis gemeint, aber seine Familie sowie seine Freunde und Bekannten nennen ihn liebevoll „John“ oder auch „Johnny“. Warum „Johnny“? Nun, die Eltern von Cornelis, Harmina und Jacob Koopman hatten auf ihrem Bauernhof ein deutsches Dienstmädchen, Dine Moes, und Dine war der Name Cornelis zu kompliziert. „Ihr müsst ihn Johnny nennen“, sagte sie. „Warum Johnny?“ „So heißt mein Bruder!“ sagte Dine und der Spitzname war geboren. Um aber keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, werden wir ihn weiterhin Cornelis nennen. Er wurde am 31. Mai 1915 in Nieuw Amsterdam als 5. Kind einer traditionellen Bauernfamilie geboren, ist also über 93 Jahre alt. Cornelis wuchs in einer großen Familie auf. Er hatte noch sechs Brüder und fünf Schwestern, die leider inzwischen alle verstorben sind.
Im vorigen Jahr feierte Cornelis Koopman sein 80 jähriges Jubiläum als Brieftaubenliebhaber, unglaublich aber wahr!

Die Liebe zum Tier steht hinter allem!

Als Kind eines Bauern saugte Cornelis die Liebe zu Tieren quasi mit der Muttermilch ein, aber sein besonderes Interesse galt dem Federvieh und ganz besonders den Tauben. Stundenlang konnte er die Ziertauben eines Nachbarn beobachten. Als er dann bei einem gewissen Lugers am Dommers Kanal in Nieuw Amsterdam zum ersten Mal Brieftauben entdeckte, war es um ihn geschehen. So oft es ihm möglich war, warf er ein Auge auf diese Tiere, sie gingen ihm einfach nicht aus dem Kopf! Herrn Lugers entging das natürlich nicht, er sah, dass es der größte Wunsch des kleinen Cornelis war, selbst ein paar Brieftauben zu besitzen. Eines guten Tages schenkte er ihm zwei Jungtiere. Das war damals mitten in der europäischen Wirtschaftskrise, 1927, Cornelis war gerade 12 Jahre alt und obwohl sein Vater alles andere als begeistert war, wurde ein kleiner Taubenschlag gezimmert. Als die Tierchen ein halbes Jahr alt waren, brachte Cornelis sie mit dem Fahrrad nach Zuidbarge, einem Örtchen ungefähr acht Kilometer von Nieuw Amsterdam entfernt. Es dauerte zwei Tage, ehe sie Heim kehrten und inzwischen hatte sich der junge Mann fast die Augen aus geheult.
Aber der Taubensport ließ den jungen Cornelis nicht mehr los. Obwohl er auch Radrennen fuhr und sich für Fußball interessierte, kam ihm niemals der Gedanke, die Tauben weg zu geben. Es ging also weiter und Cornelis wurde Mitglied im örtlichen Brieftauben Verein, dem damals 10 Liebhaber angehörten. Als sich dieser Club zu Beginn der Dreißiger Jahre wieder auflöste, schloss sich Cornelis einem Verein (D.Z.O.H.) in Coevorden an. Hier fand er ein neues, taubensportliches Zuhause und bis heute wird die Freundschaft zu diesem Verein gepflegt!
Cornelis spielte sehr gut mit Tauben, die von einem Herrn Bos aus Nieuw Amsterdam stammten. Aber es sollte voran gehen und so kaufte er sich 1934 zwei schwarze Vögel bei einem Herrn Pabon aus Coevorden, der ein gebürtiger Limburger war. Er bezahlte dafür die damals unglaubliche Summe von 10 Gulden, was seinerzeit wie ein Lauffeuer durch die ganze Gegend ging. Viele hielten ihn für verrückt! Doch diese Neuanschaffungen schienen Volltreffer gewesen zu sein, denn die Nachzucht flog die Pfannen vom Dach!

Die große Liebe!

Am 31. Januar 1938 lernte Cornelis seine große Liebe, Jansje Keen, kennen, die der Familie Koopman zukünftig ihren Stempel aufdrücken sollte. Dieser Tag war für die Beiden immer unvergesslich, weil es auch der Geburtstag von Königin Beatrix ist.
Dem Taubensport wurde dann 1940, als die Deutschen einmarschierten, ein jähes Ende gesetzt. Alle Brieftauben mussten getötet werden. Cornelis ließ aber vier am Leben, doch, gegen Ende des Krieges wurde es seinen Eltern zu gefährlich und so wurden auch diese vier Tiere geschlachtet. Cornelis: „Als ich an diesem Tag am Mittag von der Feldarbeit nach Hause kam, sah ich das frische Blut auf dem Balken am Misthaufen und in diesem Moment wurde es mir klar, sie haben sie getötet! Es bereitete mir großen Kummer, denn diese Tauben hatte ich sehr lieb gehabt.“
Am 27. April 1945 konnte Cornelis sich seinen größten Wunsch erfüllen. Er heiratete seine große Liebe und Jansje, die künftig der zentrale Punkt, die Seele der Familie Koopman sein sollte, wurde seine Frau. Aus dieser, bis heute glücklichen Ehe, gingen vier Söhne hervor, Jaap, Egbert, Willem, und als Benjamin, Gerard Koopman.
Nachdem das junge Paar ein Haus an der Zijtak Oostzijde, einer Straße, an der sie nach zwei Umzügen noch immer leben, bezogen hatte, mussten natürlich wieder Tauben her.
Cornelis fuhr mit dem Fahrrad nach Coevorden, wo er bei den Gebr. Goosens für 60 Gulden ein Paar Tauben kaufte.
In Nieuw Amsterdam wurde ein neuer Verein, „De Snelvlieger“, mit 15 Mitgliedern gegründet und Cornelis wurde Schriftführer. Doch in der Praxis war es Frau Jansje, welche die Bücher führte und auch die Ankunftzeiten der Tauben aller Mitglieder notierte. Jeder Gummiring wurde zu einer zentralen Stelle gebracht, an der Jansje an einem Tisch saß und alles festhielt. Zunächst geschah das mit Hilfe eines Weckers, später dann wurde eine richtige Konstatieruhr angeschafft.
Schnell gehörte Cornelis wieder zu den besten Spielern der Gegend. Nicht nur im Club, nein auch in der Region war er stets unter den Toppern zu finden!
1965 gründete Cornelis, neben dem schon bestehenden Eierhandel, einen neuen Betrieb, einen Landhandel für Korn, Kunstdünger, Pflanzkartoffeln und alle möglichen Agrar Produkte. Diese Zeit wurde durch harte Arbeit geprägt, aber insbesondere durch die Übersicht und das geschäftliche Talent von Jansje wuchs das Geschäft stetig. Cornelis wurde dann 1969 General Importeur für die Produkte der Fa. Mariman in den Niederlanden.
Dieser Kontakt zur Fa. Mariman aus Belgien öffnete Cornelis die Augen! Er sah, welchen Einfluß der Sport über Landesgrenzen hinaus ausübte. Das war mehr oder weniger der Wendepunkt im Taubensport Geschehen des Cornelis Koopman! Auch die guten Kontakte zu Stan Raymakers haben dazu beigetragen, dass der Taubensport aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet wurde.
Die Fa. Mariman arbeitete damals mit Gutscheinen, das heißt, man konnte mit dem Kauf von Taubensport Artikeln Punkte sammeln und mit genügend Punkten kam man dann in den Besitz einer Qualitätstaube aus der Zuchtstation Mariman.
Inzwischen war auch Sohn Jaap in den Betrieb eingestiegen und durch ihn kamen Tauben von einem Herrn Anema aus Friesland, der über eine Kolonie original Janssen aus Arendonk verfügte. Das verursachte fast einen Quantensprung des Schlages Koopman. Aus der Kombination dieser beiden Sorten, Mariman X Gebr. Janssen, stammten der „Kneet“ und der „Vooruit“. Der „Kneet“ flog 4 erste Preise im großen Verband und der „Vooruit“ wurde 1. nationale Astaube WHZB 1981. Jedes Jahr gehörte man zu den Besten, auch im großen Verband. Das Niveau stieg ständig an und Jansje und Cornelis erinnern sich gerne an eine Siegerehrung in Zwaagswesteinde, wo sie buchstäblich beinahe die gesamte Palette an Preisen mit nach Hause nahmen.

Gerard steigt ein!

 
Jaap Koopman spielte schon redlich von einem eigenen Schlag auf dem Grundstück des elterlichen Hauses. Gerard, der jüngste Spross der Familie, interessierte sich wohl auch für Tauben, aber er spielte lieber Fußball. Doch eine Meniskus Verletzung drohte seine Laufbahn als Fußballer zu beenden. So fasste Gerard einen großen Entschluss, einen Entschluss mit weitreichenden Konsequenzen und wie sich später herausstellen sollte, einen weisen Entschluss! Eines Morgens stand er auf und sagte zu seinem Vater: „Ich möchte mit Dir zusammen mit Tauben spielen!“
Und er hatte es in den Fingern! Mit 13 Witwern, die durch Cornelis bereits aussortiert waren, begann er auf einem eigenen, kleinen Schlag zu spielen und jede Woche wettete er mit seinem Bruder Jaap um einen Reichstaler und immer sagte er zu seinem Bruder: „Leg das Geld nur schon bereit, ich gewinne heute wieder!“
Gerard war sehr ehrgeizig und voller Ambitionen. Durch die Vermittlung von Koos Tjeerdsma aus Almelo ging er mit seinem Vater zu Großmeister Louis Van Loon nach Poppel, der später der große Lehrmeister und der beste Freund von Gerard werden sollte. Hier bekamen sie gewaltige Tauben, aber, was vielleicht noch wichtiger ist, die allerbesten Ratschläge!
Ein Jahr später klopften sie bei den Gebrüder Janssen in Arendonk an die Tür und auch hier wurde man bestens bedient.
Zusammen mit den Tieren, die bei einem gewissen Herrn J. H. Ameln in Nieuw Dordrecht erworben wurden, kann man die Van Loon und die Janssen Tauben als die Basis der heutigen Rasse Koopman betrachten. Denken wir nur an die absoluten Asse wie „De Zitter“, „De Eric“ oder „De Beatrixdoffer“ und viele andere mehr.

Ein Stamm, geformt aus Assen!

Es ist das „Gouden Duifje“, B-81-6116734, die wie keine andere Taube ihre Gene im Stamm Koopman verankert hat. Diese original Janssen Taube stammt aus einem der besten Paare der Gebrüder in Arendonk. Vater ist der „Late Blauwe uit Geeloger“ (aus „Oude Geeloger“ X „Goed Blauw Schoon Duivin“). Mutter der „Gouden Duifje“ ist die „Goed Duifje van 72“, eine Tochter des „Jonge Merckx“ mit der Mutter des „019“. Aus vielen, vielen Zucht Assen, die in Arendonk erworben wurden, ist das „Gouden Duifje“ der Turm in der Schlacht, die Beste der Besten! Als besondere „Passer“ zu den Tieren der Gebr. Janssen erwiesen sich die absoluten Klasse Tauben von Großmeister Louis Van Loon aus dem belgischen Poppel. Durch die freundschaftlichen Beziehungen zu Louis gelang es Gerard, hier an absolute Topper zu kommen. Louis war und ist der Freund, fast ein zweiter Vater, er hat diesen ehrgeizigen, jungen Mann, der alles über Tauben und den Taubensport wissen will, in sein Herz geschlossen. Er war und ist der große Lehrmeister und Gerard weiß genau, was er dieser Legende im Taubensport zu verdanken hat!

In Nieuw Dordrecht, einem Nachbarort ganz in der Nähe von Nieuw Amsterdam spielte damals, Ende der siebziger Jahre, Herman Ameln wie von einem anderen Stern. Besonders gegen seinen Star, den „48“, NL-78-1342748, war nicht an zu fliegen! Das beobachtete man natürlich auch in Nieuw Amsterdam und als man hörte, dass Herman den Sport aufgeben müsse, war es Gerard, der als Erster Ansprüche auf den „48“ anmeldete. Gerard: „Als ich ihn ersteigerte, sah ich die Trauer in den Augen Hermans und er hatte eine Gänsehaut, als er mir diesen Vogel überreichte. Ich weiß nicht, warum Herman damals aufgeben musste, aber eines weiß ich genau, es fiel ihm nicht leicht!“ Auch der „48“ hatte feinstes Janssen Blut in den Adern. Sein Vater war ein direkter Janssen und die Mutter stammte aus der Linie des legendären „Kanon“ von Wout Smeulders. Dieser „48“ war ein gewaltiger Flieger, doch als Zuchtvogel zeigte er noch mehr Klasse! Er wurde eine der Stammtauben der Kolonie Koopman!

Im Nachbarort Erica flog bei Ep Poelman eine Taube die Pfannen vom Dach, nahezu überirdisch waren die Erfolge dieses Cracks. Wir sprechen hier über den „Black Power“, NL-93-1767197, der einer Kreuzung Janssen X Meulemans entstammte. Gerard hatte diesen Kerl schon lange im Auge und als dann Ep Poelman öffentlich verkaufte, war es natürlich keine Frage, was mit nach Nieuw Amsterdam ging. Gerard kaufte den „Black Power“ und seine Schwester, die „Black Power Lady“, NL_92-2048193. Diese hatte ihrem Bruder auf den Flügen kaum etwas nachgestanden. Dieser „Black Power“ wurde später Vater der wunderbaren „Amoré“!

Auch bei Marijke Vink, die ebenfalls mit Koopman Tauben und besonders mit den Nachkommen des „Kleine Dirk“ für Furore sorgt, wurden wieder Tiere das eigenen Stammes zur Verstärkung zurückgeholt. Besonders die Tauben aus dem Stammpaar „Tips“ (Enkel Kleine Dirk) X „Gesch. Kannibaaltje“ (Enkelin Kannibaal, Van Dyck) schlagen gut ein.

Bis 1997 waren Cornelis und Gerard Koopman ein fast unschlagbares Team. Sie spielten von einem 15 Meter langen Schlag und die Tauben kamen so rasend schnell, dass sie die Gummiringe kaum in die Uhren bekamen. Es war eine sehr schöne Zeit!
1997 zogen die Reisetauben in die neuen Schläge nach Ermerveen um und damit war die aktive Karriere als Spieler für Cornelis vorbei. Aber die Zuchttauben, die hielt er noch in Nieuw Amsterdamm, denn zum alten Eisen gehörte er noch lange nicht. Und auch heute noch, mit mehr als 93 Jahren, versorgt Cornelis ein paar Zuchtpaare, verlässlich wie immer und mit einer großen Liebe und Hingabe.
Und wenn heute in Ermerveen die Tauben von einem wichtigen NPO Flug erwartet werden, dann kann es gut sein, daß sich Besuch aus Nieuw Amsterdam ankündigt. Jansje und Cornelis, noch immer rüstig und geistig fit, finden es nach wie vor spannend, die Tauben ankommen und vor allem Siegen zu sehen! Hoffen wir, dass sie noch einige Jahre gesund und munter zusammen genießen dürfen!